Hall Of Fame

Tag 1:

Warstein - ein Kaff im Sauerland, welches wohl einzig wegen seines Warsteiner Pilses bekannt ist. Dort hin verschlug es von Freitag bis Sonntag 60 Leute aus dem tiefsten Ruhrpott, um eine ganze Jugendherberge zu okkupieren und dort ordentlich die Sau raus zu lassen.

Dies ist die Geschichte von bozzo, ein Mitglied besagter Ruhrpott Kombo, der aufbrach um ein legendäres Wochenende zu erleben:

Es ist Freitag 14:30. Ich beschließe verfrüht Feierabend zu machen, weil meine Vorfreude sich so langsam in das unermeßliche steigert und ich mich nicht mehr auf meine Arbeit konzentrieren kann. Darüber hinaus muss ich eh noch einkaufen gehen und meine Tasche packen, bevor mich um 16:30 Sabrina abholen wird. Zu Hause wird noch etwas gefuttert, geduscht (die letzte Dusche für die nächsten zwei Tage) und der Flachmann ausgespült und natürlich wieder aufgefüllt. Ich habe mir dafür eine Flasche weißen Rum gegönnt. Kurz nach 16:00 ruft Sabrina an. Sie würde jetzt von der Arbeit los fahren und wäre schon in zwanzig Minuten bei mir. Zehn Minuten zu früh. Mein ausgebuffter, sowie eng gestrickter, Zeitplan wird demnach komplett über den Haufen geworfen und ich kann nicht mehr in Ruhe kacken gehen.

Um 16:20 befinde ich mich in Sabrinas Auto. Später wird mein Vater mir berichten, dass die halbe Nachbarschaft ihn gefragt hat was für ein hübsches Mädchen mich denn da abgeholt hat. Verblüffend, dass meine werten Nachbarn Freitag Nachmittags scheinbar nichts besseres zu tun haben, als an Fenstern herum zu lungern. - Sabrina eröffnet mir, das wir noch den Falko abholen müssten, was mich sehr freut, da ich mir ziemlich sicher bin das Falko einen Kasten Bier mitbringt. Mein Kasten befindet sich nämlich in Birds Auto, der schon früher gefahren ist und eine Autofahrt von 1:17h ohne jedwedes Bier wäre fatal.

Der Kasten Bier und natürlich auch der Falko sind im Auto verstaut. Kurz darauf öffne ich mein erstes Bier. Sabrina gibt mir zu verstehen, dass sie mich hasst weil ich ihr einen vortrinke und sie definitiv auf gar keinen Fall anhalten werde, wenn ich auf Grund des Bieres auf Toilette müsste. Drauf geschissen. Die Autofahrt verläuft relativ unspektakulär, wenn man davon absieht das ich nach 45min übelst pinkeln muss, Sabrina aber ihre Drohung wahr macht. Ich stelle mir in dem Moment die Simpsons Folge vor, wo die Nieren von Grandpa platzen und hoffe das mir sowas nicht passiert. 20min später fahren wir aber auch schon in Warstein ein, schlängeln uns durch enge Straßen und parken vor der Jugendherberge. Erstmal schiffen gehen.

Drinnen ist schon ordentlich was los. Die Hütte ist quasie voll mit den ca. 60 Leuten. Ivo berichtet uns das zu wenig Zimmer vakant wären und wir uns beeilen sollen noch eines zu bekommen. Glücklicherweise hat unsere Vorhut bestehend aus Daniel, Bird und Stefan bereits ein achter Zimmer beschlagnahmt und wir bekommen alle noch ein Bett. Das Zimmer sieht folgende Belegung vor: Marleen, Sabrina, Denise, Bird, Stefan, Lars, Falko, Cyo, Jonas, Daniel und ich. 11 Leute für acht Betten incl. mieser Frauenquote. Urghs. Also alle eng zusammen rücken. Später richten sich noch vier andere Kerle, die ich bisher nicht kannte, aber ziemlich lustige Typen waren, auf unserem Boden ein. 15 Leute in einem 8er Zimmer, ihr wollt gar nicht wissen was da morgens für ne Luft war.

Nachdem ich mein Bett bezogen habe, gehe ich mir erstmal das ganze Haus angucken. Im Erdgeschoss gibt es eine Küche und einen kleinen Essraum mit Kühlschrank. Selbiger ist der wichtigste Gegenstand des Hauses, da dort das Bier lagert. In der ersten Etage ist ein großer Aufenthaltsraum wo unser DJ bereits seine Anlage samt Turntables aufgebaut hat. Der Kerl hat das Wochenende über echt super Musik aller Facetten aufgelegt. Ok, er macht das auch professionell und ist bei einem Platten Label unter Vertrag. Praktisch was man für Leute kennt. Der Raum hat noch eine Bar wo ich mich erstmal hinter setze und mit Stefan zusammen drei Flaschen Bier exe um gemächlich auf touren zu kommen. Diverse andere Leute finden sich bei uns ein, alle werden begrüßt, ich bekomme noch eine Einladungskarte für eine andere Party am nächsten Wochenende, so muss es sein.

Irgendwer hat tatsächlich für 60 Leute gekocht und ich stopfe ne Curry Pfanne in mich hinhein. Nicht wirklich grandios, aber ich brauche eine gesunde Basis, sonst liege ich schon um zwölf zerstört im Bett. Danach beschließe ich, derart gestärkt und mit Testosteron beladen, irgendwelche Weiber anzusprechen. Zur Auswahl steht eine ganze weibliche Fußballmannschaft, aber irgendwie blitze ich bei den meißten ab, vermutlich alles Lesben. Einige Gespräche entwickeln sich trotzdem und ich werde genötigt für diverse Fotos mit Spielerinnen her zu helten.

Irgendwie stehen alle total auf meinen Flachmann und ich muss diesen schon das zweite Mal nachfüllen. Ich mache mir langsam sorgen um meinen Rum. Die Flasche ist schon zu gut 2/3 leer. Wo soll das nur hinführen?

Ich komme in Tanzlaune und spacke mit Stefan und Cyo als erste ordentlich ab. Cyo gibt seinen Robodance zum Besten, während Stefan und ich, beide in graue Hoodies gekleidet, mit Kaputze über dem Kopf, übelst zu Intergalactic von den Beasties ganz groß herum moven. Da wir wohl ziemlich lächerlich aussehen, trauen sich auch kurz darauf andere zu tanzen. Nach ein paar Songs bin ich körperlich kaputt und gehe runter in den Küchenvorraum neue Getränke checken und etwas chillen. Als ich die Tür aufmache, kommt mir eine dichte Wolke von Rauch entgegen und ich bin vermutlich schlagartig breit. An den Tischen werden gerade grob geschätzt vier Tüten gleichzeit geraucht. Mir wird bewußt, wenn ich mich jetzt dazu setze, muss ich rauchen und die Wahrscheinlichkeit an diesem Abend noch abzuschmieren und zerstört zu werden, wird ziemlich groß sein. Aber hey, die Wahrscheinlichkeit von einem zwei Outer am River gebämst zu werden ist auch eher gering und es passiert mir trotzdem ständig, also beschließe ich meinen Körper einfach auszusucken, setze mich und spliffe erstmal einen.

Ich bin total stoned.

Mein Geist ist willig, aber mein Fleisch ist schwach. Irgendwie muss ich es auf die Reihe bekommen mich zu erheben, nach draußen zu gehen, einen Spazierganz zu machen und mich dabei mit Rum wieder auf die Höhe zu pushen. Stefan kommt in den Raum und fragt mich ob ich mit komme draußen eine rauchen. Wow. Es ist immer wieder erschreckend das wir beiden die gleichen Gedankengänge haben. Nach 20 Jahren kennt man sich einfach zu gut und weiß was der andere denkt. Stefan ist also meine Rettung und schleppt mich nach draußen. Nach 10min frischer Luft geht es mir wieder ganz passabel.

Der DJ legt Deichkind mit Remmi Demmi auf. Alle gehen ab und ich bin ganz vorne dabei.

Tanzen, chillen, tanzen, chillen...so sieht der Ablauf der nächsten Stunden aus. Gegen 04:00, ich sitze gerade wieder vor der Küche und unterhalte mich mit Marleen und Mona, sehen wir plötzlich am Fenster Blaulicht und kurz darauf kommt ein uniformierter Mann zur Tür herein. Mona flitzt durch den Raum und fängt ihn ab, andere Leute packen panisch ihr Zeug zusammen und verstecken es. Ich stimme ein fröhliches "Grün weißer Party Bus" Lied an. Der Bulle meint die Nachbarn hätten sich wegen der Lautstärke beschwert. Wir möchten bitte die Fenster zu machen. Danach ist er weg. Das war alles? Nur Fenster zu machen? Sehr kulant die Bullerei auf diesem Dorf. Zumindest wenn man bedenkt dass die Wände wegen den Bässen wackeln und es riechen muss wie in einer chinesischen Opiumhöhle.

Tag 2:

Ich schlafe keine fünf Stunden. Mein Dank gebührt dafür inbesondere Lars und Daniel, welche für knatternde Atemgeräusche in der oberen Ohrengegend gesorgt haben, sowie einem unserer Gäste von der Bodenriege. Der Übeltäter war Sascha, welcher lange Zeit das ganze Zimmer wach gehalten hat, weil er sich lautstark über die Schnarcher beschwert hat. Das wurde dann aber nach dem Aufstehen entsprechend quittiert in dem man ihn in seine Luftmatratze eingewickelt und zusammen getreten hat. Ein irrer Spass. Ich gehe mich danach erstmal waschen und Zähne putzen. Mir ist etwas mulmig und ich beschließe vor dem Frühstück ein Konterbier und eine Zigarette zu Rauchen, damit mein Körper direkt weiß woran er ist. Danach trinke ich noch ein weiteres Bier und es geht mir in Folge dessen immer besser. Das Frühstück lasse ich ausfallen weil ich keinen Hunger habe.

Gegen 11:00 beschließen Daniel, Cyo, Stefan, Bird, ich und zwei unserer Schlafgäste von letzter Nacht, namentlich Tim und Fabian (es hatte sich noch heraus gestellt das Fabian und ich zusammen im Basketballleistungskurs waren auf der Schule - verrückt), in die Innenstadt zu flanieren. Warstein ist definitiv auf dem wirtschaftlich absteigenden Zweig. Jedes dritte Ladenlokal ist leer geräumt und zur Vermietung frei. Traurig traurig. Wir kaufen beim großen Edeka Markt erstmal ein. Ich decke mich mit einem Sixpack Energydrinks zu, die anderen kaufen sich auch irgendwelche Softdrinks. Danach gönne ich mir eine Dönertasche, zum späten Frühstück sozusagen, und Tim sowie Fabian checken sich in der Zeit beim Asia to Go irgendwas abartiges.

Gegen 12:30 sind wir wieder in der Jugendherberge. In einer Stunde soll es bereits los zur Brauereibesichtigung gehen. Wir gammeln alle auf unserem Zimmer herum und ich spiele in diesem etwas Fußball und pose mit einigen Tricks herum. Dabei gehen zwei leere Bierflaschen zu Bruch und Falko bekommt einmal den Ball in die Fresse. Lars kommt irgendwann an und meint wir würden jetzt losgehen. Es regnet draußen also packe ich mich dick ein. Schwarzer Windbreaker, schwarze Cap, darüber die Kaputze eng zusammen gezogen. Ich sehe aus wie vom schwarzen Block. Sabrina verstaut noch Wegbiere und los gehts. 22 Leute sind wir die sich zur Besichtigung aufraffen konnten. Der große Rest will lieber in der Herberge rumgammeln. Wir laufen so 45min und kommen dann in der Warsteinbrauerei an. Wir kaufen uns eine Gruppenkarte und bekommen jeder noch eine Chipkarte mit vier Euro drauf, für welche wir uns zwei Bier kaufen können. Unsere Führung geht erst in einer halben Stunde los und um die Zeit zu überbrücken, gönne ich mir schonmal meine zwei Warsteiner Bier. Ich bilde mir ein das diese doppelt so gut schmecken wie gewöhnlich, weil ich sie natürlich frisch von der Brauerei bekomme.

Die Führungstour ist ätzend. Erst sitzen wir in einem Kino, welches sich dreht und müssen uns einen Infofilm angucken. Mir wird dabei etwas schlecht. Danach werden wir in einen Bus verfrachtet und über das Gelände durch etliche Fertigungshallen kutschiert. Samstags arbeitet natürlich keine Sau und alle Bänder stehen still. Sehr langweilig. Die Luft im Bus ist durch unsere Gruppe ziemlich Rauch und Alkohol verpestet, so dass irgendein Herr es nicht mehr aushält und den Notknpof drückt. Der Bus hält an, der Fahrer kommt nach hinten und fragt was los sei, den Rest bekomme ich nicht mit. Jedenfalls wird ein Fenster am Dach geöffnet und alle sind zufrieden. Der ganze Führungs-Spass dauert so 60min und am Ende wird uns eröffnet das für unsere Gruppe in der Aufenhaltshalle ein Tisch reserviert wurde und wir dort noch essen und trinken könnten.

Ich trinke nur ein paar Bier. Flüssig Brot halt, richtiges Essen wird eh total überschätzt. Es gibt einen DJ der sich selbst Käpt'n Käse nennt und sich für ganz toll hält. Stefan und ich halten ihn für stock schwul und buhn ihn regelmäßig aus wenn er mal wieder irgendeinen Schlager spielt. Wenigstens sagt die Schwutte regelmäßig die Fußballergebnisse durch. Am Nachbartisch sitzt ein Schalke Fan, der sich über den Sieg seines Vereins freut. Auch er wird von Stefan und mir gnadenlos ausgepfiffen. Endlich sind alle fertig mit essen und trinken und wir können den Rückweg antreten.

Wir statten der Kirmes noch einen kurzen Besuch ab, die an diesem Wochenende in Warstein stattfindet. Niemand möchte mit mir Wettschießen machen, noch Autoscooter fahren, die Dorfjugend anmachen oder andere lustige Sachen unternehmen. Ich bin etwas angepisst und kaufe mir eine Pizza. Danach gehts endgültig zurück zur Herberge.

Erfreut sehe ich als wir dort ankommen, dass bereits vor dem Haus ein Feuer gemacht und daneben ein Grill aufgestellt wurde. Ich stehe auf den Geruch von verbranntem Holz. Ich reihe mich in die Gruppe der Leute ein die um das Feuer stehen und lasse zur Freude aller meinen Flachmann kreisen. Danach muss ich ihn wieder auffüllen. Verdammte Saufziegen. Ich futter ein paar Würstchen im Brötchen mit viel Senf und Ketchup und gönne mir danach mein erstes Bier seit geschlagenen 2 Stunden. Eine harte Zeit.

Bisher hat niemand sonderlich Bock auf Party und der Aufenthaltsraum mit der Anlage ist total leer. Alle tummeln sich nur am Feuer oder in dem Raum vor der Küche. Einige spielen Karten, andere Meiern, ich unterhalte mich lange mit einem Mädel namens Ine und merke das diese ziemlich symphatisch ist. Sie fragt irgendwann ob ich Lust habe tanzen zu gehen, kein Problem. Wir gehen hoch, aber die Tanzfläche ist immer noch leer, ebenso wie der ganze Raum. Nur hinter dem DJ Pult sitzen der DJ und Rapha die sich beide gerade einen harzen. Der DJ legt ziemlich guten Rap auf, welcher aber nicht so tanzbar ist. Ine sieht das auch ein, verlangt aber das ich ihr später noch einen Tanz schulde. Auch kein Problem. Danach geselle ich mich zum DJ und Rapha, spliffe einen mit und werde von besagtem DJ (irgendwie habe ich den Namen vergessen) für den 30.10 auf eine Releaseparty des neuen Albums seiner Hip Hop Crew eingeladen. Da die Jungs echt überraschend gut sind und meinen Nerv für Storytelling gut treffen, sage ich zu.

Ich gehe wieder auf unser Zimmer um meinen Flachmann aufzufüllen. In diesem (also dem Zimmer) liegt bereits Cyo, der vor sich hin schnarcht und Sabrina, welche über akute Kopfschmerzen klagt. Die ersten hat es also schon erwischt. Bedauerlich. Ich merke auch wie ich müde werde, bin aber festen Willens mindestens bis 03:00 durch zu halten und gehe erstmal an die frische Luft. Es wird immer noch gegrillt, auch wenn die Runde schon kleiner geworden ist. Stefan, Jonas und ich streiten darum wer sich traut über die große Eisenschüssel zu springen in dem das Feuer ist. Jonas meint er könnte das aus dem Stand heraus, ich wette mit zehn Euro dagegen, hoffe aber trotzdem das er es schafft, ansonsten würde das etwas unschön werden. - Ich bin um zehn Euro ärmer. Ich Depp.

Es ist halb drei und ich sitze an einem Tisch. Mir gegenüber wieder Marleen und Mona die sich beide prächtig amüsieren und wild gestikulierend über dumme Witze lachen. Ich finde das alles sehr unlustig. Bin wohl nicht betrunken genug, was wiederum bedauerlich ist, aber ich habe auch keine Lust diesen Zustand zu ändern. Kurz laufe ich noch eine Runde durch das Haus, halte hier und da etwas Smalltalk und gehe dann pennen. Wenig später kommen auch die anderen und machen ordentlich Radau dabei. Ich kann nicht einschlafen, wir unterhalten uns alle über endlosen shice, ich rauche mir mit Lars noch eine Tüte im Bett damit ich endlich müder werde und plötzlich ist es schon 06:00. Arghs. Wie kann das denn sein? Ich beschließe endgültig die Augen zu zu machen.

11:00 am nächsten Morgen wache ich auf. Die Luft ist stickig im Zimmer. Ich ziehe mir schnell was an und gehe erstmal auf Toilette. Als ich frisch gewaschen wieder komme ist Stefan auch schon auf und wir gehen draußen die obligatorische gute Morgen Kippe rauchen. Vor der Tür nehmen wir den wagen Geruch von frischen Aufbackbrötchen wahr. Fuck yeah. Ich habe ziemlichen Kohldampf und futter drei von den Dingern. Danach geht es ans Aufräumen. Sämtliche Flaschen werden in Kästen verfrachtet. Zu mehr Arbeit habe ich keine Lust. Stefan auch nicht und wir drängen Sabrina das wir endlich nach Hause fahren sollen. Sabrina hat ein einsehen mit uns, die Sachen werden in ihr Auto gepackt und es geht wieder ab gen Heimat.

Zu Hause gönne ich mir erst einmal eine warme Dusche.

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